Manchmal habe ich das dringende Bedürfnis, meine Hände zu beschäftigen aber nicht mein Hirn. Dafür sind einfache Aufgaben wie z.B. glatt rechts stricken ideal. Irgendwas wo man keine Designentscheidungen treffen und sich nicht zu stark konzentrieren muss.
So wie das hier. Ein Deckchen mit einfacher Stickerei an zwei Kanten.
Da habe ich einfach einen Stoffrest genommen und meine Dose mit den Stickgarnresten und losgelegt. Einfache Vorstiche, die Knoten vom Anfang auf der Oberseite, damit es etwas mehr Struktur erhält, mehr Handarbeitscharakter.
Wenn ich irgendwas mit Stickgarn mache und es bleiben brauchbare Längen Garn übrig, dann hebe ich die in dieser kleinen Holzdose auf. Im Laufe der Zeit hat sich da ein schönes buntes Kuddelmuddel angesammelt.
Hier habe ich einfach immer blind den nächsten Faden herausgezogen, so dass die Farben zufällig und bunt gemischt sind. Nach dem Motto „weniger denken, mehr machen“. Das ganze Deckchen hat vielleicht vier Stunden gebraucht. Vier meditative Stunden in denen ich ganz im Flow war.
Ich überlege ob ich die Mitte auch noch ausfülle. Das würde den Stoff dort etwas glätten. Und ich mag einfach die Haptik, die durch diese Stiche entsteht. Aber ich mag auch die leere Mitte. Während des Stickens habe ich darüber nachgedacht, dass jeder Stich wie ein Wort ist, und die Reihen wie Zeilen in einem Buch. Zwei Geschichten, die sich vom Rand aus auf dem Stoff ausbreiten.
Eine Antwort auf „Zwei Geschichten“
Schön. Irgendwie rau, klar, aber schön.