Kategorien
Nähen

Mädchenjeansjacke

Ich bin nicht *ganz* untätig. Ein kleines 2-Tages-Projekt kann ich zwischendurch mal einwerfen. Hier ist eins:

Burda 05-2008-123. Den Schnitt habe ich vor einer ganzen Weile schon zaghaft in der damaligen Burdakritik gelobt:

Blusenjacke 123 hat was. Guckt mich nicht so an, ich weiß auch nicht. Irgendwie befriedigt das meine schräge Sucht nach Kitsch und Märchen und schaurigen Achtziger-Jahre-Klamotten. Ich steh ja gar nicht auf diese sichtbar gesteppten Gummizüge, aber irgendwie ist das Ding so süß und so scheußlich, ich weiß auch nicht. Vielleicht weil das Modell ein bisschen aussieht wie Madonna. Damals.

Inzwischen ist er mir noch mehr ans Herz gewachsen. Mal was anderes, eine gute Mischung aus klassisch (Reverskragen), sportlich (gesteppte Gummizüge, inzwischen finde ich sie unverzichtbar für den Look) und süß (Puffärmel). Ich habe lange rumgeeiert welcher Stoff dafür geht. Der muss den Spagat ja mitmachen. Dieses originale Gold-Leinen hätte ich sogar ganz ähnlich kaufen können. Ich weiß nicht ob das zu viel Effekt für meine Garberobe wäre, aber irgendwie würde mich das schon reizen, so richtig in die Vollen. Aber ich habe mich erstmal nach einer kurzen Notfallberatung mit Soda für etwas ruhiges und neutrales entschieden. Leichter Jeans in Mitteldunkelblau (leicht, das ist wichtig!). Passt zu ziemlich allem, außer zu Jeans, das ist okay. Dazu gibts als weiteren Kompromiss zwischen Jeanslook und Jackenlook kupferfarbene Knöpfe, aber nicht solche Jeansknöpfe sondern solche klassischen mit Löchern zum Annähen. Und ich die Jacke hat ein Futter, anders als in der Anleitung.

Was ich besonders interessant an diesem Projekt finde ist die Art und Weise wie der Schnitt sich entwickelt hat, in meiner Vorstellung. Erst war er irgendwie „so süß und so scheußlich“. Und dann hat er still und heimlich sein Potential entwickelt um es mir dann neulich voll vor den Latz zu knallen und mich geradezu zu zwingen dieses Projekt in Angriff zu nehmen. Manchmal scheinen die Dinge ihr Eigenleben zu haben.

Das einzige was ich also improvisieren musste war das Futter, deshalb dazu ein paar Worte. Ich habe die Vorder- und das Rückenteil ohne Belege zugeschnitten (dafür die Belege einfach vom Schnitt abgeschnitten) und die Ärmel ganz genau wie im Schnitt vorgesehen. In das Futterrückenteil habe ich eine Bewegungsfalte eingebaut, obwohl das bei diesem luftigen Schnitt vermutlich nicht nötig war.

Das Futter habe ich an der Saumkante zusammen mit dem Oberstoff verarbeitet, da kommt ja ein Bündchen dran. Dadurch, dass die vordere Kante noch lose war konnte man immer noch zwischen Futter und Oberstoff greifen und solche Sachen wie Ärmel machen. Ganz zum Schluss habe ich erst die Besätze eingeschlagen auf dem Futter angenäht, von Hand.

Die Ärmel habe ich ebenfalls am unteren Rand zusammen mit dem Futter verarbeitet, also gemeinsam gerafft und mit den Bündchen ausgestattet. Am oberen Rand habe ich Futter und Oberstoff getrennt gelassen, Oberstoff nach Anleitung eingereiht und das Futter in Falten gelegt (trägt weniger auf). Beide Lagen werden dann einzeln eingesetzt, zuerst Oberstoff dann Futter weil das etwas fummeliger wird.

Für das Label habe ich mir noch was ausgedacht. Ich mag es inzwischen lieber, den Namen oder irgendeine Art von Motiv oder Spruch zu dem Stück zu verwenden, statt nur ein N&S-Etikett einzunähen. Hier geht die Inspiration ganz klar auf Madonna zurück. Das war ja schon ganz zu Anfang meine Assoziation. Die Buchstaben sind mit wasserfester Stempelfarbe gemacht (ich habs noch nicht gewaschen, kann also nicht sagen ob es die Waschmaschine überlebt). Ich mag diesen unsauberen Stempel-Look.

Drei Kritikpunkte habe ich allerdings an der Nähanleitung von Burda, da scheint mir ein wenig geschlampt worden zu sein, bisher sind mir solche Fehler nämlich noch nie untergekommen.

  1. Die Revers sind ganz offensichtlich nochmal von außen abgesteppt. Das wird in der Anleitung nirgends erwähnt, deshalb habe ich es prompt vergessen. Nicht dass man das nicht noch nachträglich machen kann, ist einfach nur ein kleiner Fehler, der mir aufgefallen ist.
  2. Die Ärmel werden oben und unten eingereiht. Üblicherweise steht dabei auf wie viel Zentimeter. Diesmal nicht, ich habs also beim Stecken hingefummelt. Hätte man am Schnitt ausmessen können, klar. Wäre aber einfacher gewesen, wenn diese Information dabei gewesen wäre.
  3. Was ist das für eine Lasche da am Ärmel? Sieht aus wie ein zweiter Übertritt hinten. Kommt im Schnitt nicht vor. Entweder haben sie das noch geändert oder es wurde beim Fotoshoot abgesteckt. Die Ärmelbündchen sitzen gut, das ist nicht das Problem, es ist nur nicht konsistent.

9 Antworten auf „Mädchenjeansjacke“

Das passt.
Gerade mit dem Jeans.
Über ein flattriges Kleidchen, wenn die Temperaturen es wieder zulassen.

Mitte der 80er hatte ich eine ähnliche Jacke, allerdings mit langem Arm und so gezackten Westenauswüchsen am Bund. Pooh.
Wer hat das gesagt? Wenn man eine Mode das zweite mal mitmachen würde, solle man das lieber bleiben lassen?

grüße von griselda

Schreibe einen Kommentar zu josephine wayward Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert