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Elefantentiger

Die Älteren werden sich vielleicht erinnern, ich hatte schon mal versucht, ein Raglanschnittmuster selber zu erstellen. Das war damals nicht so erfolgreich. Es gab eine ganze Menge Falten und ich war partout nicht bereit, eine Naht oder einen Abnäher auf dem Ärmel zu dulden, womit die Probleme vielleicht hätten behoben werden können. Deswegen habe ich schlussendlich einen kommerziellen Schnitt abgewandelt und meinen Versuch nicht weiter geführt.

Aber man sieht sich ja immer zwei Mal im Leben und inzwischen habe ich ein bisschen mehr Erfahrung mit dem Konstruieren von Schnitten gesammelt. Außerdem bin ich nicht mehr so verbohrt, was die Ärmelnaht angeht. Deswegen gibt es jetzt* tatsächlich einen Schnitt für einen Raglanpulli, den ich selber gemacht habe und mit dem ich ziemlich zufrieden bin. Er hat eine zusätzliche Naht auf der Ärmeloberseite und das gefällt mir als Designelement sogar sehr gut. Find ich immer toll und spannend, zu sehen wie sich die eigenen Ansichten und Fähigkeiten im Laufe der Zeit so wandeln.

* Das Projekt ist vom April 2019, 5 Jahre nach dem ersten Raglanversuch.

Das Motiv

Um den Schnitt zu testen habe ich einen Pulli aus einem dünnen Sweatshirtstoff (French Terry) genäht. Und weil mir das allein etwas öde war, habe ich ein Motiv auf die Vorderseite gesetzt. Und hier wird es jetzt wieder unnötig komplex. ;)

Das Motiv habe ich appliziert und bestickt. Eine spontane Idee, die sich im Laufe der Fertigstellung immer wieder verändert hat. Es sollte ein wenig folkloristisch wirken, aber nicht zu niedlich.

Testversionen einzelner Stickstiche sehen aus wie Geheimzeichen

Irgendwie war mir sofort klar, dass es ein Tiger sein muss, keine Ahnung wo diese Idee her kam. Animalprint ist in aller Regel überhaupt nicht meins, aber als Tiermotiv finde ich Raubkatzen super. Also ein Tiger. Aus einem Stoff mit Elefantenmuster (genau der). Ein Elefantentiger demnach.

Vorzeichnung und erste Ränder

Die Vorzeichnung habe ich mit Schneiderkopierpapier auf den gemusterten Stoff übertragen und die Ränder untergeschlagen auf einem schwarzen Stoff festgenäht. Ursprünglich wollte ich das Gesicht auch nur in schwarz aufsticken, aber die Kombination mit den roten Linien und dem lilafarbenen Heftfaden gefiel mir dann so gut, dass ich farbiges Stickgarn rausgesucht habe.

Der Tiger bekommt einen Rand in lila

Nachdem ich alles mit Kettstichen in schwarz und in lila umrandet hatte, fiel mir auf, dass der Tiger gar keine Streifen hat. Ungh. Also habe ich noch mal getrennt und Streifen aus schwarzem Stoff ergänzt.

Dekorative Stiche auf den Streifen

Den fertigen Tiger habe ich dann ausgeschnitten, den Rand untergeschlagen und ihn so aufgenäht. Der gemusterte Stoff ist durch die Stickerei etwas zusammengeknautscht, da hätte man vielleicht in einem Stickrahmen arbeiten sollen, oder eine Einlage aufbügeln. Was soll’s, mich stört es nicht wenn es etwas weicher und organischer wirkt.

Mit Rand ausgeschnitten und mit untergehefteten Kanten ist der Tiger einsatzbereit
Die Rückseite ist auch sehenswert

Der Pulli

Für den Pulli habe ich dann die Rückseite des Stoffs nach außen genommen (da kann man sich ja glücklicherweise auch noch nach dem Zuschnitt umentscheiden). Die Vorderseite ist Grau mit weißen Punkten, das war mir gerade in Kombination mit dem Motiv zu kindlich. Die Rückseite ist ein bisschen rauer und einfarbig, die gefällt mir besser.

Ich mag den Pulli total gerne. Der Stoff ist schön leicht und angenehm und Schnitt ist echt gut geworden. Die ganze Zusatzarbeit mit dem Motiv hat sich auch ausgezahlt und macht aus einem schlichten Teil was besonderes. Elefantentigerliebe!

Zusammenfassung

Schnitt: eigener Schnitt für Raglanoberteil mit Ärmelnaht
Material: French Terry, 100% Baumwolle

4 Antworten auf „Elefantentiger“

Komm, miez miez! Der guckt gleichzeitig knurrig und knuffig, wie dieses eine Gluecksbaerchi! :D Kein Wunder, dass er es dir angetan hat. (Und die Entscheidung gegen die Punkte kann ich gut nachvollziehen.)
Hast du Elefantenblut geleckt, so dass es weitere Projekte dieser Natur geben wird? Oder war dir das als Experiment erst mal genug?

Noch eine Frage zum Raglan: Wie schaffst du es, dass der bei etwas stehenden Stoffen keine „Beugekeule“ macht, so dass man aussieht wie ein Ringer, wenn man zB die Arme nach vorn streckt, weil sich eine Kugel auf Oberarm-Schulter-Uebergang bildet!? Burda zB hat da ein wenig nachholbedarf, mMn, denn da passiert oft genau das. Und ich wuerde gern deren Schnitte anpassen, ohne Bewegungsfreiheit zu klauen. (Traue mich aber nicht, magels Plan.)

Noch eine Frage zum Raglan: Wie schaffst du es, dass der bei etwas stehenden Stoffen keine „Beugekeule“ macht, so dass man aussieht wie ein Ringer, wenn man zB die Arme nach vorn streckt, weil sich eine Kugel auf Oberarm-Schulter-Uebergang bildet!?

Das ist so allgemein schwer zu sagen. Ich kann mir vorstellen, dass wenn das passiert vielleicht der Armausschnitt zu tief sitzt und die Bewegungsfreiheit einschränkt. Oder vielleicht ist auch der Ärmel etwas zu eng und der Stoff im Schulterbereich staucht darüber.

Ærmel zu eng..das koennte in der Tat der Grund sein; dass der Restærmel dann nicht mit den Oberarm entlang hochrutscht. Und ggf eine etwas zu grosszuegig bemessene Ærmelkugel zusætzlich.. Probier ich aus. Danke dir! :)

Das ist genau die Sorte aufwendige, rein und streng theoretisch nicht nötige, aber praktisch das Projekt ausmachende Detailarbeit, wegen der ich deinen Blog vermisst hab! (:

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