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Sechs Tipps und ein Top

Als ich das erste Mal an einer Overlock saß, war das wie Schreiben mit der linken Hand. Total wackelig. Die von mir so geschätzte Präzision, die ich mir im Laufe der Zeit an der Nähmaschine angeeignet hatte war einfach nicht möglich. Inzwischen habe ich auch mit der Overlock meine Erfahrungen gesammelt, bin besser und sicherer geworden, aber trotzdem bleibt das Arbeiten ungenauer als mit der klassischen Nähmaschine. Das ist in den meisten Fällen okay. Bei elastischem Jersey kommt es auf den Millimeter nicht an und kettelt man nur Nahtzugaben ab sowieso nicht. Aber es gibt Stellen die trotzdem genau werden sollen. Und da helfen die selben Tugenden, die das Arbeiten üblicherweise erleichtern. Heften. Genauer Zuschnitt. Bügeln. Nur weil mit der Overlock alles so schön schnell geht, sollte man nicht anfangen rumzuschlampen. Daran muss ich mich auch immer wieder erinnern.

Deswegen heute: Ein paar Tipps für die Overlock im Zusammenhang mit dem Rippjersey-Hemdchen, das ich mir genäht habe.

Das Hemdchen basiert auf einem Burdaschnitt den ich für mich angepasst habe. Den Ausschnitt vorne höher und hinten tiefer, die Seitennnähte oben etwas eingestellt und die Träger deutlich schmaler. Ehrlich gesagt ist vom Original nicht mehr so viel übrig, aber irgendwo muss man ja anfangen.

Hemdchen

Mit der richtigen Reihenfolge kann man sich die Verarbeitung erleichtern, deswegen Tipp 1: Zuerst nur eine Schulternaht schließen (Seitennähte bleiben offen) und das Halsbündchen an den Ausschnitt nähen. Weil die andere Schulter noch offen ist, braucht das Bündchen nicht zum Ring geschlossen sein, das macht es einfacher die richtige Länge zu finden. Was nämlich nicht ganz trivial ist, weil es sehr vom Stoff und seiner Elastizität abhängt.

Tipps
Halsbündchen ist angenäht, eine Schulter ist noch offen

Um mich davor zu drücken, die richtige Bündchenlänge vorab festzulegen mache ich es so (Tipp 2): Ich schneide die Bündchenstreifen zuerst in der Länge des Ausschnitts zu (also eigentlich zu lang) und dehne sie dann beim Annähen ein wenig. So kann ich genau bestimmen wo wie viel Spannung sein muss. An geraden Strecken (Träger z.B.) braucht man kaum dehnen, an Rundungen dagegen mehr. Das ist aber wohl eher eine Methode für Fortgeschrittene, weil man auf viele Dinge gleichzeitig achten muss.

Tipps
Bündchen „frei“ annähen

Tipp 3: Beim Annähen des Halsbündchens kann man in der hinteren Mitte ein kleines Stück Band mitfassen, das wie ein Wäscheetikett funktioniert und anzeigt wo vorne und hinten ist. Hilfreich bei Schnitten wie diesem, wo sich beide Seiten sehr ähnlich sind. Kein Bild, weil hab ich vergessen. :D

Apropos Bündchen. Tipp 4: Wenn man doch mal was anstückeln muss, weil der Stoffstreifen nicht lang genug ist, empfiehlt es sich das mit einer schrägen Naht zu machen (wie beim klassischen Baumwollschrägband). Das allerdings besser von Hand oder mit der Nähmaschine als mit der Overlock. Die schräge Naht hat den Sinn, dass sich die Nahtzugaben besser verteilen und die Stelle nicht zu dick wird. Leider auch kein Bild hiervon, weil ich nichts anstückeln musste.

Hat man den Halsausschnitt eingefasst (bügeln nicht vergessen!), kann man die zweite Schulter schließen. Dabei hilft Tipp 5: Damit es keinen Versatz gibt und die beiden Seiten genau aufeinander passen, hefte ich die Stelle vorher von Hand. Unter der Overlock verrutscht sonst schnell was und mit Stecknadeln kann man da nicht gut arbeiten.

Hemdchen
Vorher heften sorgt für gute Ergebnisse

Bei Overlocknähten ziehe ich die Fadenenden normalerweise nur mit einer Nadel in die Naht rein, damit sich nichts aufribbelt. Hier kann man mit dem Faden aber auch eine eventuell herausschauende Nahtzugabe befestigen und so zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Das ist Tipp 6.

Tipps
Nur noch die Seitennähte schließen

Sind beide Schulternähte geschlossen, näht man nach dem selben Prinzip wie beim Halsausschnitt die Bündchen an die Armausschnitte. Danach kann man die Seitennähte schließen. Hier wieder Tipp 5 mit dem Heften berücksichtigen. Dann nur noch säumen (bei mir mit der Zwillingsnadel) und fertig. Ich habe die Bündchen noch abgesteppt (wieder mit der Zwillingsnadel), dann klappen sie nicht so leicht um und sehen schön professionell aus.

Hemdchen

Zusammenfassung

Schnitt: Top 111 aus Burda 11/2006
Änderungen: Träger schmaler, Ausschnitt vorne flacher und hinten tiefer, Seitennähte angepasst
Material: Rest Rippjersey (Maybachufer)

5 Antworten auf „Sechs Tipps und ein Top“

Vielen Dank für die Tips! Ich muss ja ehrlich zugeben, ich bin ein echter Overlockliebhaber, einfach schnell ne Naht runterrattern… Aber wenn dann der Anfang versetzt ist nervt es mich dann doch und ich fange das trennen an (erst gestern passiert). Ich sollt mir wirklich solche Sachen wie heften angewöhnen, man spart ja dann doch im Endeffekt Zeit. Danke für den Schubser.
Grüße
Susi

Hallo Netti

Danke für die Tipps zur Overlocker. Was mich ebenfalls interessiert ist der Punkt mit den Original Schnittmustern. Hast Du Erfahrung wieviel Änderungen sind nötig, damit es nicht mehr das „Original“ ist? Das frage ich mich, wenn ich mich von technischen Zeichnungen inspirieren lasse. Grade bei einfachen Oberteilen gibt es mMn nur eine begrenzte Zahl an Möglichkeiten.

Ich wünsche noch schöne warme Tage 😀.

Liebe Grüße
Rubina

Dazu kann ich dir leider nichts hilfreiches sagen. Das ist ja im Grunde eine juristische Frage und da wo Rechtsprechung und Kunst (im weitesten Sinne) aufeinandertreffen wird es schnell schwammig. Im Zweifel würde ich also lieber einen Fachmann zu Rate ziehen. :)

Kannst alt werden wie ne Kuh, lernst immer was dazu.
Sagt meine Omi, und Recht hat sie.

Danke, dass du auch auf so simple und unheimlich arbeitserleichternde Dinge die Tip 1 eingehst. Da wäre ich im Leben nicht drauf gekommen, dabei ist das so logisch!

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