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Lineale und Nahtzugaben

Für meine aktuelle Pyjamahose verwende ich einen Burdaschnitt. Der beinhaltet bekanntlich keine Nahtzugaben, das heißt man muss sie selber dazuzeichnen. Da ich auf meinem Seidenstoff so wenig wie möglich markieren und viel lieber nur ausschneiden möchte habe ich die Nahtzugaben diesmal direkt an den Schnitt angezeichnet. Diese Mühe lohnt aber zum Beispiel auch wenn man einen Schnitt mehr als ein Mal verwenden möchte. Und mir sind in dem Zusammenhang ein paar Tricks aufgefallen die es vielleicht wert sind, hier im Blog mal erwähnt zu werden:

1. Handarbeitszeug

Zwei wichtige Helfer in meinem Nähalltag sind diese beiden Linealversionen:

Das kleine silberne ist ein Saummaß mit verschiedenen gebräuchlichen Nahtzugaben die als Kerben ausgesägt sind. Es gibt andere Versionen in verschiedenen Formen, aber das Prinzip ist immer das selbe. Im Grunde erfüllt es die selbe Funktion wie ein Handmaß (das mehr wie ein Lineal mit Zacken an einer Seite aussieht), allerdings finde ich diese Form mit den verschieden breiten Kerben praktischer, weil man sich schneller orientieren kann.
Das andere ist eine Art Quiltlineal, ein ziemlich kleines und ganz einfaches mit einem quadratischen Raster von 0,5cm. Das habe ich mal irgendwo dazu bekommen und es hat eine Weile gebraucht bis ich seine Nützlichkeit für Näharbeiten erkannt habe (die Farbreste erzählen noch von seiner irrtümlichen Verwendung als Mischpalette). Der Trick ist seine Transparenz, so kann man das Raster an Linien oder Nähten orientieren und an der Kante entlang zeichnen oder schneiden (so ist es gedacht, wenn man mit einem Rollschneider zum Beispiel seine Patchworkarbeiten zurechtschneiden will).

2. Anzeichnen

Wie verwendet man diese beiden Dinger jetzt? Ich demonstriere das mal an meinem Burdaschnitt. Den habe ich ganz normal vom großen Schnittbogen abgepaust (zur besseren Übersicht habe ich die Schnittmusterteile auf den Bildern etwas dunkler eingefärbt). Dabei sollte man auf dem Transparentpapier genug Rand für die Nahtzugaben lassen.

Zum Anzeichnen der Nahtzugaben lege ich das Saummaß mit der entsprechenden Kerbe (in diesem Fall 1,5cm – ich will französische Nähte machen) an die Schnittlinie und markiere an der Außenseite einen kleinen Strich. Es muss keine vollständige Linie sein, das kann man beim Ausschneiden später verbinden. Entlang von Kurven sollte man die Striche kürzer machen und enger setzen.

Das Quiltlineal kommt bei geraden Kanten im Schnitt zum Einsatz. Da kann man die entsprechende Rasterlinie an der Schnittlinie ausrichten und entlang der Kante eine Linie im richtigen Abstand zeichnen. Spart enorm Zeit!

3. Ecken

Da wirklich gerade Kanten aber in den meisten Schnitten eher Mangelware sind hat das Quiltlinieal noch einen anderen Trick auf Lager. Zeichnet man Nahtzugaben mit dem Saummaß an, kommt man immer nur so weit wie die Schnittlinie geht. An Ecken ist das blöd weil die Nahtzugabe ja darüber hinaus geht und man dann irgendwie nach Gutdünken was dazu malen muss. Das Quiltlinieal kann man hier an dem letzten Stück der Linie vor der Ecke ausrichten und die Nahtzugaben darüber hinaus verlängern.

Das sind zwar alles Dinge die man auch mit einem normalen Schullineal hinkriegt, und ich bin die letzte die zur Anschaffung von unnötigem Spezialzubehör rät, aber ein paar kleine Helfer gibt es eben doch, die die Arbeit manchmal etwas erleichtern können. Diese beiden Lineale möchte ich jedenfalls nicht mehr missen, und zusammen mit dem klassischen Geodreieck und dem 1m-Metalllineal ist das sowas wie meine heilige Vierfaltigkeit der Schnittkonstruktion. :)

10 Antworten auf „Lineale und Nahtzugaben“

Ich denke auch, dass man sich das Leben manchmal nicht unnötig schwer machen muss. Ich habe mir bei Buttinette ein 60cm-Quiltlineal gekauft (die günstigere Variante, nicht die Markenware) und bin überglücklich damit. Gerade für lange Schnittteile wie Hosen etc. ist das super. Außerdem sind darauf verschiedene Winkel eingezeichnet, besonders der 45°-Winkel kommt beim Schrägband schneiden super.

Interessante Hilfsmittel gibts :-)
Was ich mich aber grade frage: wie überträgst du die Nahtlinien auf den Stoff, wenn die Nahtzugabe schon am Schnittmuster dran ist? Ich zeichne immer beide Linien (Nahtlinie und Zugabe) auf den Stoff, aber falls es da ne elegante Lösung gibt, nicht so viel auf dem Stoff rummalen zu müssen, bin ich natürlich neugierig :-)

@Junika: Wenn die Nahtzugaben mit dran sind, schneide ich den Stoff einfach rundherum aus. Abnäher oder Markierungen weiter innen im Schnittteil schlage ich mit Nadel und Faden durch, Markierungen am Rand schneide ich ein.

Hallo Natron,
Danke für die Vorstellung Deiner Schnittmuster-Lineale. Mich interessiert darüber hinaus, welche Art von Papier Du zum Aufzeichnen des Musters benutzt.

Nähfreudige Grüße
Rubina

ich hab jetzt verschiedene Lineale bei Ebay durchgesucht und finde keins mit so einer schönen simplen Kästcheneinteilung. Wo hast du deines her?

VG

@maharet: Versuch es mal mit dem Stichwort „Quiltlineal“ oder „Patchworklineal“, da solltest du was ähnliches finden. Wo meins her ist weiß ich nicht mehr, ich glaube ich habe es mal bei einer Stoffbestellung dazu bekommen.

Hi Natron,
das Saummaß kannte ich noch nicht, aber das andere kenn ich. Ich habe auch so eines und das war glaub ich mal bei den Herr der Ringe Tabletop Figuren dabei. Sicher bin ich mir nicht, aber es begleitet mich schon Jahre und kann mit deinen Farbflecken auch mithalten ;o)

Lg Hirvi

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