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Tshirt-2-Rock

Wie man aus einem T-Shirt einen Rock macht.

Vorher


Nachher

Man braucht:

  • Ein T-Shirt, das nicht unbedingt viel zu groß sein muss. Meins war Größe M. Nur zu klein sollte es nicht sein.
  • Wäschegummi, also Gummiband mit Spitzenkante. Wahlweise ganz normales Gummi zum einziehen oder annähen.
  • Nylonfaden (Angelsehne)

So geht’s:

Wenn das Shirt neu ist, wird es erstmal vorgewaschen, sonst kann es böse Überraschungen geben was die spätere Passform angeht. Auch Baumwolljersey läuft ein!

Die Transformation zum Rock beginnt mit dem beherzten Griff zur Schere. Als erstes werden die Ärmel rausgeschnitten. Man kann auch die Nähte auftrennen, ist aber nicht unbedingt erforderlich. Dicht neben der Naht (auf der Shirtseite, nicht auf dem Ärmel) entlang schneiden. Das macht sich besser, wenn man beide Stofflagen einzeln schneidet.

Schnitt 1, Ärmel ab

Die Ärmel können zur Seite gelegt werden, die brauchen wir erstmal nicht mehr. Das ärmellose Shirt wird jetzt weiter zerschnitten.

Denkt (oder zeichnet) euch eine waagerechte Linie die direkt unter dem Halsbündchen entlangläuft. Dort wird vorne und hinten der obere Teil des Shirts abgeschnitten. Ebenso entlang einer weiteren waagerechten (parallelen!) Linie etwa 20 cm weiter unten. Die Höhe dieses Streifens könnt ihr am Aufdruck des Shirts orientieren (ich habe versucht den Schriftzug ganz zu lassen). Das wird später der Bund/Sattel.

Es ist wichtig, dass ihr wirklich gerade und parallel schneidet, sonst wird nachher alles schief. Messt euch die Abstände aus und zeichnet euch Markierungen auf das Shirt.

Bund zurechtschneiden

Die Schulterpartie des Shirts kann auch weggelegt werden, brauchen wir jetzt nicht. Die Seiten der beiden Bundstreifen die ihr jetzt habt sind vermutlich etwas schräg vom Ärmelloch. Das bitte einmal begradigen. Wer ein sehr großes Shirt hat, schneidet die Streifen auf eine Breite die dem halben Hüftumfang minus einer Stretchzugabe entspricht (einfach mal an einer Seite zusammenstecken und anprobieren, dann wisst ihr die Länge). Bei Größe M hat das bei mir gut gepasst, so wie es war. Ganz eng muss der Bund nicht sein, dafür haben wir noch das Wäschegummi.

Die beiden Streifen werden jetzt an den schmalen Seiten zusammengenäht und bilden so einen Ring. Verwendet einen Stretchstich oder einen schmalen Zickzack, damit die Naht später nicht reißt. Wer eine Overlockmaschine hat, freut sich. Normalerweise franst T-Shirtmaterial nicht aus, ihr müsst also nicht groß versäubern (vor allem nicht wenn ihr eh mit Zickzack arbeitet), aber wer sich unsicher ist, kann das natürlich tun.

Weiter gehts mit dem Rest des Shirts. Messt die Höhe aus (ohne den Saum) und halbiert sie. Dort schneidet ihr das Shirt einmal waagerecht durch. So ergeben sich zwei gleich hohe Ringe (an einem ist der Saum dran, den kann man aber auch gleich knapp abschneiden).

Rockteil schneiden

Die beiden Ringe werden an einer Seitennaht aufgeschnitten. Nicht alle T-Shirts haben Seitennähte, aber wenn keine da ist, denkt euch eine. Die Naht schneidet ihr komplett raus, die brauchen wir nicht. Jetzt haben wir zwei längliche Rechtecke. Die Höhe entspricht dem gerüschten Teil des Rockes und ergibt mit den 20 cm des Bundes (oder was immer euer Maß ist) die gesamte Rocklänge. Bei mir sind das 20 + 25 cm. Davon geht natürlich noch etwas Nahtzugabe ab. Wenn ihr den Rock kürzer wollt, ändert das lieber erst wenn ihr beide Teile zusammengenäht habt.

Die beiden Rechtecke werden genau wie der Bund an den schmalen Seiten zusammengenäht. Das ist jetzt natürlich viel zu weit und wird daher gerüscht.

Zum Rüschen von Stoffbahnen gibt es verschiedene Möglichkeiten, hier zeige ich euch eine ganz einfache. Man braucht den Nylonfaden und einen breiten Zickzackstich. Mit dem Zickzack näht ihr über den Nylonfaden, so dass er von der Naht quasi eingeschlossen wird. Dann kann der Stoff später auf dem Faden zusammengeschoben werden und kräuselt sich.

So eine Naht macht ihr jetzt entlang der oberen Kante des Rockteils, einmal rundherum. Passt am Anfang auf, dass der Nylonfaden nicht wieder unter der Naht rausrutscht, es hilft einen Knopf oder ähnliches anzuknoten.

Nylonfaden

Warum Nylonfaden? Der hat verschiedene Vorteile. Erstmal kann man ihn mit der Maschine nicht festnähen. Er rutscht unter der Nadel weg und liegt so immer frei. Einen Wollfaden könnte man aus Versehen festnähen und dann später den Stoff nicht mehr zusammenschieben. Es ist übrigens auch nicht tragisch, wenn der Nylonfaden mal seitlich unter dem Zickzackstich wegrutscht, solange das nur kleine Stellen sind, tut das der Sache keinen Abbruch. Zweiter Vorteil des Nylonfadens: Er ist reißfest und hält auch große Mengen Stoff und starke Belastung aus. Und noch ein Vorteil, er ist ganz glatt und rutscht auf Stoff gut. So rüscht es sich quasi von alleine.

Wenn ihr einmal rum seid, könnt ihr den Nylonfaden anziehen und den Stoff auf die gewünschte Weite zusammenkräuseln. Das ist in diesem Fall die Weite des Bundes.

Wenn ihr die richtige Weite habt, verknotet die beiden Enden des Nylonfadens. Jetzt verteilt ihr die Rüschen gleichmäßig rundherum. Markiert euch an der unternen Kante des Bundes vorne und hinten die Mitte. Zusammen mit den Seitennähten sind das vier Punkte. Diese vier Punkte entsprechen am Rockteil den vier Nähten (Es sind nur zwei Nähte wenn ihr keine Seitennähte im Ursprungsshirt hattet. Dann markiert euch zusätzlich die nicht aufgeschnittenen Seiten). Diese Punkte müssen aufeinander treffen wenn ihr jetzt den Rockteil an den Bund steckt. Steckt sie zuerst aufeinander (welche wohin kommt ist eurem Geschmack und dem Muster des Shirts überlassen) und dann die restlichen Strecken dazwischen. So wird der Rockteil schön gleichmäßig.

Fertig mit Stecken? Einmal hochhalten und prüfen ob alles gleichmäßig, gerade und schön ist. Notfalls korrigieren. Dann mit Elastikstich oder Zickzack nähen. Erst danach wird der Nylonfaden entfernt.

Das sieht schon ganz wie ein Rock aus. Jetzt fehlen noch die Säume. Zuerst oben am Bund. Auftritt Wäschegummi!

Wäschegummi

Das sieht so aus und man erkennt dass ich 3 m davon habe. Soviel brauchen wir nicht. Schneidet ein Stück ab, das mit etwas Zug um eure Hüfte reicht (bzw dort
herum wo der Rock später sitzen soll). Wie lang das Stück tatsächlich sein muss hängt auch vom Zug des Gummis ab. Macht es nicht zu locker, sonst rutscht der Rock.

Ich erkläre erstmal wie ich das Wäschegummi angenäht habe. Zu anderen Möglichkeiten kommen wir danach.

Jetzt ist die Zeit gekommen in der ihr die engültige Höhe des Bundes festlegen müsst. Schneidet also ggf etwas ab, aber so dass noch etwas Nahtzugabe übrig bleibt. Auf die Nahtzugabe wird das Wäschegummi genäht, und zwar auf die rechte Seite des Stoffes (also außen). Klingt erstmal komisch, macht aber später Sinn. Und zwar mit der Spitzenkante nach unten zeigend (Richtung Rockteil) und der weicheren Seite sichtbar (wenn das Gummi eine weiche und eine glatte Seite hat). Die Spitzenkante sollte dort liegen wo später auch tatsächlich die Oberkante des Rocks sein soll. Also falls ihr euch da eine Linie aufzeichnen wollt.

Das Wäschegummi wird gedehnt aufgenäht. Dazu müsst ihr es erstmal gedehnt aufstecken. Das macht man zum Beispiel so: An einer Seitennaht ein Ende feststecken und das andere überlappend darüber. Darauf achten, dass das Gummi nicht in sich verdreht ist. An der gegenüberliegenden Seitennaht die Mitte des Gummis (ausmessen!) feststecken. Vorne und hinten mittig jeweils die entsprechende Mitte des losen Bandes feststecken und sich so weiterarbeiten bis das Band an genügend Punkten festgesteckt ist. Zum Annähen habe ich einen Stich benutzt der wie ein Zickzack aussieht, nur dass jede Linie aus drei Stichen besteht. Der ist ideal für Gummiband. Wer sowas nicht hat nimmt einen normalen Zickzack etwas schmaler als das Band. Die Naht beginnt an der Seite wo die Enden des Gummis überlappen. Beim Nähen wird der Gummi immer schrittweise (bis zur nächsten Stecknadel) auf die Länge des Stoffes gezogen. Näht langsam und konzentriert, dann klappt das.

Spitzenkante

Jetzt haben wir ein Gummi außen auf dem Bund. Das ist noch nicht das was wir wollen. Die überstehende Nahtzugabe neben dem Gummi könnt ihr schon mal abschneiden. Dann klappt ihr das Gummi nach innen um. Jetzt ist die Spitzenkante hinter dem Stoff sichtbar (siehe oben). Ah, das macht Sinn! Steckt diese Kante nochmal mit einigen Nadeln fest und näht sie ebenfalls fest. Dabei muss der Stoff wieder gedehnt werden, aber da das Gummi ja schon fest ist, ist es einfacher. Selber Stich wie eben, einmal rundherum, fertig! Das war doch gar nicht so kompliziert, oder? Und sieht ordentlich und gut aus.

Wer kein Wäschegummi hat, kann diese Methode auch mit normalem Gummiband machen. Dann könnt ihr im ersten Schritt das Gummi auch auf die Innenseite des Stoffes nähen, so ist es später auf jeden Fall unsichtbar.

Andere Möglichkeit ist natürlich, die Nahtzugabe etwas länger zu lassen, nach innen umzufalten und so anzunähen, dass ein Tunnel entsteht in den ein Gummiband eingezogen werden kann. Dann müsst ihr nur folgendes beachten: Lasst die Tunnelnaht erstmal an einer kurzen Stelle offen (vielleicht 5 cm). So könnt ihr das Gummi einziehen. Probiert dann den Rock an und legt die Länge des Gummis fest. Passt auf, dass er sich im Tunnel nicht verdreht. Die Enden des Gummibandes werden aus der Lücke in der Naht rausgezogen und aufeinander genäht. Dann kann die Lücke geschlossen werden.

So, der Bund ist jetzt fertig. Jetzt noch der untere Saum. Den kürzt ihr, wenn gewünscht, auf die richtige Länge, schlagt ihr doppelt nach innen um und näht einmal mit einem Zickzack rundherum. Einfacher ist es mit der Overlock, die kettelt die Kante einfach so ab.

Kleine Zugabe: Gürtelschlaufen. Wer noch Lust hat, kann Gürtelschlaufen an den Bund nähen. Dazu schneidet ihr aus den Ärmeln oder der Schulterpartie des Shirts vier Streifen aus. In der gewünschten Breite x 2 und der gewünschten Länge plus 4 cm. Die langen Seiten faltet ihr nach hinten um, so dass der Streifen nur noch halb so breit ist und näht einmal mittig mit einem breiten Zickzack drüber. Wer will kann natürlich auch extra Zugaben geben und einen Tunnel nähen der dann gewendet wird. Das bleibt euch überlassen. Die kurzen Seiten können jedenfalls offen bleiben.

Angenäht werden die Gürtelschlaufen jeweils etwa 10 cm von den Seitennähten entfernt vorne und hinten (oder dort wo ihr sie für sinnvoll haltet). Zuerst wird die obere Kante angenäht, knapp unterhalb der Spitzenkante des Wäschegummis. Legt die Gürtelschlaufen mit der Rückseite sichtbar auf die Bundkante so dass sie gerade 2 cm auf den Bund raufreichen. Mit einem normalen Steppstich mehrmals hin und zurück annähen, direkt neben der Wäschegummispitze. Dann klappt ihr sie herunter, auf den Bund rauf. Die untere Kante nähe ich so an, dass ich die Nahtzugabe (2 cm) umfalte und direkt an dem Knick mit einer Stecknadel befestige. Dann rolle ich den Bund etwas ein, so dass ich mit dem Nähmaschinenfuß gut in die Gürtelschlaufe reinkomme (siehe Bild unten) und nähe sie dort wo die Stecknadel sitzt ebenfalls an. Die Nahtzugaben können dann kurz abgeschnitten werden.

Gürtelschlaufen annähen

Und das wars, fertig ist der Rock! :)

Variationen/Tipps:

  • Geht super mit zu großen Werbeshirts, Bandshirts und ähnlichem. Aber natürlich kann man die Stücke auch aus Jerseystoff ausschneiden. Der Rockteil sollte dann (in der Weite) mindestens zwei mal so lang sein wie der Bund, damit es sich schön kräuselt.
  • Wer noch ein zweites Shirt oder Jerseyreste hat kann nach dem selben Prinzip noch eine zweite Rüsche in einer anderen Länge anbringen oder den Rock gestuft machen (zweite Stufe wieder mindestens doppelt so weit wie die erste).
  • Den Rockteil kann man auch zipflig zuschneiden und/oder aus den Ärmeln zusätzliche „Fetzen“ schneiden die mit angerüscht werden.
  • Keine Angst davor, Motive zu zerschneiden! Es wirkt viel lässiger wenn nicht mehr alles genau zu erkennen ist.
  • Zusätzliches Volumen bringt eine Lange Tüll unter dem Rock. Einfach mit raffen und annähen.

5 Antworten auf „Tshirt-2-Rock“

Gute und vor allem sehr verständlcihe Anleitung.
Vielen Dank dafür!
Ich liege dir zu Füßen, und mein Freund hasst dich. ;)

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